Für Übungszwecke, nicht zur weiteren Veröffentlichung gedacht.
Die Strophe ist unikal in C tradiert, sie eröffnet dort das Kanzler-Korpus.
Kanzonenstrophe mit repetiertem Steg und drittem Stollen: .3-a .3b .3-c .3d / .3-a .3b .3-c .3d // .3-e .3f / .3-e .3f / .3-g 3h 3-g 3h
V. 9 ist auftaktlos und überfüllt.
Die Strophe erfüllt insofern die "Funktion einer Einleitung" (Zach, S. 95), als ihr Sprecher seine Absicht verkündet, zu singen (V. 2) und zu dichten (V. 3; zur hier erfolgten Abgrenzung der beiden Termini s. Obermaier, S. 291), und sich zur Legitimierung seines Tuns auf du̍ buͦch (V. 4) als autoritative Quelle beruft. Im vorliegenden Spruch handelt es sich dabei um das Alte Testament, aus welchem er die Geschichte der Noah-Söhne Ham, Sem und Japhet aufgreift (1 Mos 9, 18–27, zur mittelalterlichen Rezeption vgl. allgemein Grubmüller): Während Ersterer seinen betrunkenen und entblößten Vater verspottet und von diesem anschließend verflucht wird, zeigen die Letzteren beiden Mitleid mit diesem. In ihrem Verhalten liege deshalb der Ursprung der edelkeit (V. 16) begründet.
Brunner, H. und B. Wachinger (Hg.): Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts. 16 Bde. Tübingen 1986–2009, Bd. IV, S. 150; Grubmüller, K.: Nôes Fluch. Zur Begründung von Herrschaft und Unfreiheit in mittelalterlicher Literatur, in: Medium aevum deutsch. Beiträge zur deutschen Literatur des hohen und späten Mittelalters. Fs. Kurt Ruh, hg. von D. Huschenbett u. a. Tübingen 1979, S. 99–119; Obermaier, S.: Von Nachtigallen und Handwerkern: »Dichtung über Dichtung« in Minnesang und Sangspruchdichtung. Tübingen 1995 (Hermaea N.F. 75), S. 291; Zach, R.-E.: Der Kanzler. Untersuchungen zur literarischen Technik eines Spruch- und Lieddichters um 1300. Graz 1973, S. 215–218.